Pamela
Die Nacht war fast vorbei.
Eine Fremde saß breitbeinig auf einem Barhocker.
Sie wirkte müde.
Sie war hübsch.
Ihr Pullover war hochgerutscht.
Als ich an ihr vorbeigehen wollte
zog sie mich an sich
und begann mich heftig zu küssen.
Meine Hände streichelten vorsichtig ihr Haar
und berührten ihre Schultern.
Sie hielt mich noch enger
und mein Gesicht wurde naß
von ihren Küssen
und ihren Tränen.
"Du darfst nicht von mir gehen!
Bitte bleib bei mir, bitte!
Wir stehen das gemeinsam durch."
und sie streichelte über meine Glatze.
"Ich bin nicht krank" sagte ich.
Sie schaute mich verwirrt an
und weinte bitterlich.
Ich zog sie ganz fest an mich
und küsste ihre Tränen.
Wir streichelten uns
und küssten uns
und sie weinte.
Dann stand sie auf,
nahm meine Hand
und zog mich durch das Menschengewühl
zur Tanzfläche.
Vor der Tanzfläche fiel sie auf den Boden
und streckte verzweifelt ihre Hand nach mir aus:
"Nein! geh´nicht weg."
Ich hob sie auf
und wir standen eine Ewigkeit eng umschlungen
inmitten der Meute..
"Laß uns hier weggehen" sagte ich
und sie folgte mir wie ein Kind.
"Ich will mit dir schlafen" sagte sie.
"Ja"
Draußen war es hell.
Sie blieb stehen.
Eine weiche, kalte Hand umfaßte meine Hand,
ein eiserner Blick durchbohrte meine Seele:
"Verläßt Du mich?"
"Nein"
Auf dem Weg zum Taxi
bemerkte sie, daß sie ihre Handtasche vergessen hatte.
Sie lief zurück.
Ich spürte noch immer ihren Blick und wankte.
Als ich die Tür zur Kneipe öffnete,
sah ich sie inmitten geiler Männer
- ein Bierglas in der Hand -
auf der Tanzfläche.
Unsere Blicke trafen sich,
aber sie erkannte mich nicht mehr.
Burkhard Weisz