aus besonderem Anlaß:

Meinem Vater zum 80. Geburtstag

Er war erst Mitte 50
und fuhr seine letzte Schicht auf Zeche Sachsen.
Anpassung nannte man diesen Status vor dem vorgezogenen Ruhestand.
Sein Sohn hatte viel zu große Pläne mit einem eigenen Vermessungsbüro.
Er wusste es.
Als er das erste Mal aushelfen musste,
hatten seine Augen wieder diesen Glanz;
wie damals als junger Bergmann um 1950 .

Es wurde eine verrückte Zeit.
Eine Zeit, in der Vater und Sohn sich neu kennen lernten.
Eine Zeit, in der er manchmal morgens um 6 Uhr bei Schneeregen in schlammigen Baugruben stand und auf der Rückfahrt stundenlang mit nassen Klamotten auf der Autobahn im Stau ausharren musste.
Er war immer dabei:
Bei heiklen Aktionen mit unzureichendem Werkzeug; bei Arbeiten unter großem Zeitdruck; und hat geholfen, wenn ein Problem nur noch mit Geld zu lösen war, aber der Sohn keines mehr hatte.

Was haben wir gestritten!
Um die Art zu messen, um den richtigen Weg zur Baustelle, um das Chaos
in den Akten und um die gute Hose, die wieder mit Signalfarbe versaut worden war;
und für so manchen Kunden hätte er nie gearbeitet.
Wir haben absurde Geräte gebaut, mit denen wir die Arbeit erleichtern wollten und die nie zum Einsatz kamen.
Die Leute vom Bau haben sich über uns amüsiert damals, uns heimlich bewundert und unsere Anständigkeit zu schätzen gewusst.

Wir haben es nicht geschafft.
Die Zechen sind abgerissen.
Mein Büro gibt es schon seit Jahren nicht mehr.
Aber es war unsere Zeit!
Danke für Alles, alter Mann.


Burkhard Weisz

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